Zwischenmenschliches
Homeoffice. Seit fast einem Jahr. Und ich kann meine eigenen vier Wände nicht mehr sehen. Ich kann mein Laptop nicht mehr sehen. Ich kann mein eigenes Gesicht darin bei Zoom-Meetings nicht mehr sehen. Und das liegt nicht nur (aber auch) daran, dass ich viel zu lange nicht beim Friseur war.
Wie sehr fehlt mir das Zwischenmenschliche. All diese kleinen, kaum merklichen, nicht in Worte zu fassenden Dinge, die passieren, wenn Menschen sich begegnen. Die Kreativität, die entsteht, wenn man gemeinsam um einen Tisch sitzt und um die Lösung für ein Problem ringt.
Ich habe das Gefühl, als würde meine Kommunikationsfähigkeit langsam verkümmern. Seitdem ich denken kann, bin ich eine Beobachterin. Menschen beobachten, ihre Gesichter, ihre Mimik. Das hat mich immer fasziniert. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die bei Unterhaltungen draußen intuitiv ihre Sonnenbrille abnimmt. Weil ich dem Gegenüber die Möglichkeit geben möchte, auch in meinem Gesicht, meinen Augen zu lesen.
Und so ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich mir aus Versehen im „real life“ unter Menschen beim Sprechen die Maske vom Gesicht ziehe. Weil Sprechen für mich nicht nur Wortwahl und Tonfall ist, sondern auch ganz viel mit Mimik zu tun hat. Mimik kann ich nicht hören. Mimik muss ich sehen.
Also zurück zum Laptop, ins Zoom Meeting. Kürzlich erst habe ich gelesen, dass Frauen im Nachteil sind in online Meetings, da bestimmte Frequenzen der weiblichen Stimme aufgrund von mangelnder Bandbreite ausgefiltert werden müssen. Die ganz kleinen, aber so wichtigen Nuancen der Sprechstimme sind also nicht in ihrer Gesamtheit wahrnehmbar. Wenigstens sehe ich hier Gesichter. Manche sorgenvoll, gestresst, genervt, andere glücklicherweise fröhlich, lachend. Das tut gut!

Autorin Wiebke Küster
Für Wiebke steht der Mensch in seiner Einzigartigkeit im Mittelpunkt. Neben fachlicher Kompetenz brauchen Führungskräfte persönliche Ausstrahlung, um diese Kompetenz zu transportieren.
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