Gesicht zeigen
Es ist ein Moment aus einem unserer Team-Workshops, der mir viel zu denken gegeben hat. Unsere Trainerin erzählte von einem Gespräch, in dem sie gefragt wurde:
„Du als Schauspielerin musst doch besonders gut lügen können.“
Und sie entgegnete: „Nein, genau das Gegenteil. Lügen fällt mir besonders schwer.“
Ehrlich sein – zu sich und seinem Gegenüber
Die Antwort hat uns alle erstaunt. Wir waren davon ausgegangen, dass ein Schauspieler ein wahrer Meister der Verstellung ist, der quasi wie auf Knopfdruck in die verschiedensten Rollen schlüpfen kann.
„Ja, das stimmt“, meinte unsere Trainerin. „Aber es geht immer um ein authentisches Auftreten. Wenn ich mir und meinem Publikum etwas vormache, bleibe ich oberflächlich und kann letztendlich in meiner Rolle nicht überzeugen. Lügen ist eine Art von Verstellung, die bei mir einfach nicht funktioniert.“
Mir wurde klar, wie irreführend es ist, dass das Symbol für Theater eine Maske ist. Schauspielen bedeutet eben gerade nicht, eine Maske aufzusetzen. Sondern die Maske fallen zu lassen, sich zu öffnen, sich zu zeigen. Es geht darum, ehrlich zu sein, zu sich und zu seinem Gegenüber.
Interessant ist, sich einmal den englischen Sprachgebrauch anzusehen. Schauspielen bedeutet nicht „to pretend“, also sich selber oder anderen etwas vorzumachen. „To act“ heißt ganz einfach „handeln“.
Der Weg zu einem authentischen und überzeugenden Auftreten
Und genau darum geht es in unseren Seminaren: handeln, echt sein, authentisch und souverän auftreten.
Im Job tragen wir mehr oder weniger formelle Business-Kleidung. Teil dieser Kleidung ist unser „Business-Gesicht“, das wir bis zum Feierabend wie eine Tarnkappe mit uns herumtragen. Wir bemühen uns, „professionell“ zu sein, wenig Emotionen zuzulassen und meinen, unser „Gesicht bewahren“ zu müssen.
Ich bin immer wieder davon fasziniert, wie es unsere Schauspieltrainer schaffen, dass wir unser wahres Gesicht zeigen. Übung um Übung verrutschen die „Business-Gesichter“ und es dauert nicht lange, bis auch die letzte Maske gefallen ist. Es ist begeisternd zu beobachten, wie unsere Teilnehmer sich zunehmend öffnen und zu ihrem ganz eigenen, authentischen Auftreten finden.

Autorin Wiebke Küster
Für Wiebke steht der Mensch in seiner Einzigartigkeit im Mittelpunkt. Neben fachlicher Kompetenz brauchen Führungskräfte persönliche Ausstrahlung, um diese Kompetenz zu transportieren.
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