Das erste Mal vor der Kamera (Close up)
Diesmal will ich von meinen Erlebnissen vor der Kamera erzählen und speziell zum Close up, also der Naheinstellung der Kamera auf den Protagonisten.
Wenn Sie sich das erste Mal in Aktion sehen, wie zum Beispiel in einem Interview, kann das schon irritierend auf Sie wirken. Mein damaliger Lehrer für Camera Acting erwähnte, dass manche sich schwer tun vor Menschen auf der Bühne und die anderen eher Schwierigkeiten haben vor dem künstlich wirkenden Set up einer Kamera und der Technik um sie herum.
Als ich das erste Mal vor der Kamera in der Nahaufnahme war, hat mir dieses künstlich aufgesetzte Umfeld nichts ausgemacht. Aber was Anderes ist mir aufgefallen und zwar bei Durchsicht des Filmmaterials. Ich habe eine unbeabsichtigte Wirkung, von der ich nichts ahnte. Dies war im ersten Moment erschreckend.
Je mehr Menschen vor mir, desto nervöser
Mich persönlich stört es und ich fühle mich unwohl, wenn ich vor Menschen stehe. Und je mehr Leute es sind und je fremder, desto schwieriger. Dann bin ich gehemmt und dann bin ich nicht authentisch. Der tschechische Autor Milan Kundera schrieb in einem seiner Bücher „im Auge des Anderen zu leben“. Das ist es wohl. Ich sorge mich zu sehr, was andere über mich denken.
Interessant war auch die einzelnen Mitglieder der Gruppe zu sehen. Der eine war irritiert und der andere ganz natürlich. Mein Lehrer Frank Kirschgens, Schauspieler, meinte er hätte zu Beginn seiner Karriere auch eher die Unsicherheit vor der Kamera gespürt, als auf der Bühne vor Menschen zu sein. Gerade diese Unsicherheit hat ihn dann bewogen sich stärker mit dem Medium Kamera zu beschäftigen.
Bei Durchsicht meines Filmmaterials stellte ich fest, dass ich unruhige Augen habe. Meine Augen gehen ständig hin und her im Raum. Das irritiert den Zuschauer. Und ich mache es unbewusst. Es hilft mir einfach bei meiner Konzentration. Ich hole mir den Rückhalt für meine Konzentration aus dem Raum. Ich kann es aber lernen mir die Konzentration, die Gedanken und auch den Text vom Gegenüber oder vom Publikum zu holen.
Blicke sollten Sie bewußt setzen.
Wir können lernen mit den Augen und Blicken bewusst zu arbeiten, denn Bewusstheit erfüllt seinen Zweck und ist zielgerichtet. Wenn ich an meiner Wirkung arbeiten möchte, sollte ich alles Unbewusste schrittweise reduzieren. Denn auch Blicke in den Raum gesetzt, können viel bewirken, wenn sie bewusst gewählt werden.
Das Gleiche gilt für Hände und Mimik. Denn gerade hinsichtlich der Mimik ist mir aufgefallen, dass ich Sachen mit dem Gesicht mache, von denen ich überhaupt nichts gewusst habe. In dem Zusammenhang ist auch der Ausdruck Spielastik gefallen. Über Mimik und Gestik vor der Kamera schreibe ich ausführlicher in einem anderen Post.
Wählen Sie ein Thema für das Sie brennen.
Seien Sie selbstbewusst, gelassen und fröhlich vor der Kamera. Gerade wenn ich ein Thema wähle, für das ich brenne, dann habe ich eine sehr gute authentische Ausstrahlung. Dies sollten Sie auch machen. Bewegen Sie sich thematisch und wenn es auch nur für eine kurze Zeit sein sollte auf einem Gebiet, welches Sie begeistert.
Diese Begeisterung, diese Ausstrahlung werden sie dann auch ganz natürlich über die Kamera vermitteln!

Autor Boris Prodanovic
Boris war in seiner Tätigkeit als Manager, Unternehmer und Business Consultant auf unterschiedliche Art in zwischenmenschliche Kontexte eingebunden. Die Arbeit in der Wirtschaft ist in erster Linie eine Arbeit mit Menschen. Mehr erfahren Sie hier: Boris Prodanovic